Routine – das klingt erstmal nach grauem Alltag und tristen Wiederholungen. Das habe ich zumindest gedacht, bevor ich mich näher mit dem Effekt von Routinen und Ritualen auf unseren Körper beschäftigt habe.

Routine ist nämlich nicht nur Langeweile, sondern auch Automatisierung. Wenn wir bestimmte Vorgänge erfolgreich in unsere Tagesroutine eingebaut haben, tun wir sie ohne viel darüber nachzudenken. Wenn Sie sich also z.B. angewöhnen den Wocheneinkauf immer mittwochs direkt nach der Arbeit zu erledigen, müssen Sie nicht mehr die ganze Woche überlegen, wann Sie den Einkauf noch in Ihrem Zeitplan unterbringen. Für regelmäßige Arbeitsprozesse braucht das Gehirn viel weniger Energie und es bleibt mehr Gehirnkapazität für die wirklich wichtigen Dinge und kreativen Aufgaben.

Außerdem sorgen Routinen dafür, dass sich Situationen kontrollierbarer und vorhersehbarer anfühlen. Wenn Sie in einer Lebensphase voller Veränderungen stecken, kann es helfen im Alltag feste Aktionen zu haben, an denen Sie sich entlanghangeln können. Auch älteren Menschen kann ein geregelter Tagesablauf bei der Navigierung des Alltags helfen.

Ein weiterer interessanter Fakt: Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Routinen. Man muss Dinge nur lange genug tun, damit sie zum Automatismus werden, egal ob das ein regelmäßiger Spaziergang oder eine Zigarette am Abend ist.

Welches Ritual für Sie?

Gibt es Rituale oder Routinen, die Sie sich gerne angewöhnen würden?

Wenn Sie gerne mehrere Dinge in Ihrem Leben etablieren würden, schreiben Sie sie sich auf. Wichtig ist aber, dass Sie immer nur eine Veränderung auf einmal angehen. Der Versuch mehrere Rituale auf einmal zu etablieren führt eher zu einem Misserfolg. (Man kennt dieses Phänomen auch von Neujahrsvorsätzen. Der Vorsatz „gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport und kein Alkohol am besten jetzt gleich“ funktioniert so gut wie nie und führt meistens zu großer Frustration.)

Damit ein neues Ritual funktioniert, ohne dass Sie groß darüber nachdenken müssen, braucht es ein bisschen Zeit. Die britische Psychologin Phillippa Lally hat in einer Studie herausgefunden, dass es durchschnittlich 66 Tage braucht bis ein neues Verhalten automatisch abläuft. Man benötigt ein bisschen Durchhaltevermögen und Kraft, um die neue Angewohnheit so lange aktiv auszuführen, aber man sollte auch nicht zu streng mit sich sein. Ein Tag Pause wirft einen nicht zurück.

Zeit für etwas Neues

Sobald Sie sich eine neue Verhaltensweise angewöhnt haben, können Sie sich auf die nächste konzentrieren. Ein weiterer Trick, um die Umstellung einfacher zu gestalten, ist, alte Routinen mit neuen zu verknüpfen. Wenn Sie z.B. einmal die Woche joggen gehen möchten, machen Sie es mit Ihren Freund:innen zusammen, die Sie sowieso treffen. Oder wollen Sie mehr lesen? Dann nehmen Sie sich ein Buch mit in die Bahn und lesen Sie es auf dem Weg zur Arbeit.

Zum Schluss…

Zum Schluss sind hier noch ein paar Ideen für gute und gesunde Rituale, die Sie in Ihren Alltag integrieren könnten:

  • Journaling (hier gab es schon mal einen Beitrag)
  • Regelmäßige Schlafenszeiten
  • Bestimmte Zeiten für Freunde einplanen
  • Dinge immer an den gleichen Platz legen (z.B. Schlüssel)

Welche fallen Ihnen ein?

Bild für canva: @tomazl von Getty Images Signature