Die Macht der Farben: Einleitung

Farben werden im Allgemeinen viel Wirkung nachgesagt und es gibt immer wieder auch Experimente und Studien, dass sie großen Einfluss auf unser Gehirn haben sollen. Aber was ist da wirklich dran? Dazu wollen wir uns in diesem Artikel austauschen.

Eine große Fastfoodkette hatte ihre Innenräume eine Zeitlang bewusst rot gestrichen. Das Ziel war es, den Umsatz zu steigern, weil angenommen wurde, dass sich die Kund:innen in roten Räumen nicht so lange aufhielten. Die Strategie ging auf, alle aßen schneller, mehr Durchläufe wurden erreicht und damit mehr Umsatz generiert. In Krankenhäusern konnte die Medikamentengabe auf Intensivstationen reduziert werden, nachdem man auf bestimmte naturelle Farbkombinationen umgestellt hatte.

Wahrnehmung von Farben im Gehirn

Beispiele wie diese gibt es jede Menge. Trotzdem ist es schwer, einen klaren neurophysiologischen Zusammenhang herzustellen, dass bestimmte Farben die Konzentration fördern oder die Gedächtnisbildung anregen können, was mich, ehrlich gesagt, sehr erstaunt, denn genau das besagt ja die Farbtheorie: Rot, Orange und Gelb ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich, weshalb man sich leichter an sie erinnert. Blau dagegen steigert innere Ruhe und Kreativität und verbessert somit die Konzentration. Aber klare Nachweise aus der Neurowissenschaft gibt es dafür eben nicht.

Dass wir Farbe überhaupt sehen, ist eher ein Wunder unseres Gehirns. Professor Eckard Voland von der Justus-Liebig-Universität in Giessen formuliert es so: „Die Farben sind vom Gehirn generierte Erlebnisqualitäten bloßer elektromagnetischer Strahlung in einer absolut farblosen Welt.“

MaiLab's Perspektive auf die Farbwahrnehmung

MaiLab hat in diesem Zusammenhang ein geniales Video gedreht, was mich als Sprachwissenschaftlerin sehr beeindruckt hat. Da ging es um die Tatsache, dass wir die Farbe „Blau“ gar nicht unbedingt wahrnehmen müssen, obwohl wir als Trichromaten diesen Rezeptor neben Grün und Rot auf unserer Netzhaut durchaus haben. Erst das WORT Blau hat uns dabei unterstützt, blau auch sehen zu können. Verrückte Geschichte, die Sie sich unbedingt selbst anschauen müssen und nach der Sie erkennen, wie komplex die Farbthematik in Bezug auf das Gehirn ist.

Farbexperimente beim Lernen

Zurück zur Eingangsfrage: Wenn wir auch (noch) keinen direkten Hinweis aus der Neurowissenschaft bekommen, dass Rot die Erinnerung und Violett die Konzentration steigert, so sollten wir trotzdem damit bewusst beim Lernen spielen. Als Signal – und Warnfarbe hilft Rot uns auf jeden Fall dabei, die Aufmerksamkeit zu kanalisieren. Ich verwende sie z.B. gerne als Ordnungsfarbe: Bei Begriffen oder Absätzen, die zusammengehören, markiere ich die Anfangsbuchstaben rötlich und schaffe damit eine visuelle Übersicht.
Experimentieren Sie beim Lernen mit Farben. Welche regen Sie an, welche fokussieren Sie, welche machen Sie nervös? Finden Sie für sich vier Farben, die Sie am besten stimulieren und benutzen Sie sie für Ihre Lernhäppchen. Ich stehe zum Beispiel total auf Violet und Gelb. Diese finde ich sehr anregend und verwende sie gerne als Marker.

 

Bild für canva @studioroman